Grabmal Renck auf dem Friedhof Neumünster – rekonstruktive Interpretation
Bauherr Verein zur Förderung der Grabdenkmale in Neumünster
Fertigstellung 2015

Das Grabmal der Familie Renck wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Nordfriedhof Neumünster errichtet und markiert dort bis heute die Grabstätte der Textilfabrikaten Familie Renck, deren Unternehmertum seinerzeit prägend für Neumünster war, und bewahrt ihr Andenken in der Erinnerungslandschaft der Friedhofsanlage. Die einer Ädikula entlehnte Grabwand wurde 1894 errichtet und aus einem zentralen Motivgiebel, seitlichen Balustraden und abschließenden Postamenten gefügt.

Zu Beginn der Überlegungen zu einer Sanierung und rekonstruktiven bzw. interpretatorischen Ergänzung war lediglich die Basis der Grabwand erhalten. Balustraden und Motivgiebel wurden bereits zuvor auf Grund von Baufälligkeit entfernt.

Die Schichtung des Lineaments aus Lisenen, Gesimsen und den Gurten der Balustrade bildet die horizontale Gliederung der oberen Baufigur. Postamente und Motivnische ergänzen den Rhythmus der dreiteiligen Grabwand, welcher sich aus einer zentralen Konche und je einem Seitenfeld fügt. Aus den Proportionen der verschiedenen Elemente der Grabwand ist die Kontur eines Tympanons entwickelt. Auf dieser Grundlage wird in einem zweiten Entwicklungsschritt die rekonstruierte Bauform in eine zeitgenössische und abstrahierte Formensprache übertragen. Die Kernthemen des Ursprungsbaus werden herauskristallisiert und neu interpretiert.

Die Dimension des plastischen Oberbaus wird in der Interpretation in Flachstahl zu einem konturierten Gefüge. Flächen und Ansichtskanten der Stähle bilden die Proportionen der historischen Form ab, ohne diese vollständig zu materialisieren. Die Engelsfigur, welche auf der historischen Fotografie zu sehen war, wurde nicht nachgebildet, sondern zu der Stellvertreterform eines Kreuzes abstrahiert. Insgesamt fügt sich ein gestaltetes Ensemble aus konservierter Altsubstanz und neuer Interpretation der verloren gegangenen historischen Bauformen.