St. Vinzenz Kirche Norddeich-Odenbüll
Ev.- Luth. Kirchngemeinde
Nordstrand-Odenbüll
Odenbüll 17
25845 Nordstrand

Fertigstellung: 2017

Die Aufgabenstellung für den Entwurf neuer Chorfenster für die St. Vinzenz Kirche Norddeich-Odenbüll war in ein Spannungsfeld aus baugeschichtlicher Entwicklung des Ortes einerseits und gegenwärtiger haustechnischer sowie konservatorischer Anforderung an den Raum andererseits eingebunden. Mit einer als Grisaille entwickelten und durch die Überlagerung von unterschiedlich stark verdichteten Flächen erarbeiteten Glasgestaltung gelingt Matthias Schmidt ein komplexer Brückenschlag – zurück in die Ursprungsbauzeit der Dorfkirche, entlang der Überformungen nachfolgender Bauzeiten bis hinein in die Gegenwart und weit darüber hinaus in eine zukunftsweisende künstlerische Vision zeitgenössischer Glasmalerei.

Der spätgotische Altarraum der St. Vinzenz Kirche wurde 1965/66 aus baulichen Gründen abgerissen und durch einen Neubau (Architekt Feddersen) ersetzt. Eine in einem Betonskelett stehende Mauerwerksausfachung stellt die äußere Erscheinung des polygonalen Chorabschlusses dar, welcher sich im Innenraum als verputze Raumschale mit einem weißen Anstrich zeigt und so eine lichte Kulisse für den mittelalterlichen Flügelaltar bildet. Zu Gunsten eines denkmalpflegerisch plausiblen und mit den baugeschichtlichen Veränderungen des Baus korrespondierenden Umgangs mit der vorgefundenen Situation, wurde auf eine Adaption der spitzgotischen Fensterformen des Kirchenschiffes im Altarraum verzichtet. Vielmehr wird die, in der Gotik entwickelte und in der Neugotik wieder aufgegriffene Idee des diffusen, gefilterten Lichts als sakrales und gestalterisches Element im Raum – und Licht als visionäres Thema der Liturgie –  aufgegriffen und in den Fensterentwurf überführt. Eine durch die neuen Chorfenster geprägte Lichtachse quert so die eigentliche Hauptrichtung zwischen Kirchenschiff und Altar.

Die beiden Chorfenster und der Altarprospekt ergeben einen Dreiklang, welcher die liturgische Trias von Taufe, Kanzel und Altar um eine weitere Bedeutungsebene ergänzt. Die Stofflichkeit des Faltenwurfs des Rockes Christi – welcher in der im Mittelteil des Altar dargestellten Kreuzigungsszene den Gegenstand des Streits zwischen den Kriegsknechten bildet – und in der Holzschnitzerei des Altars besonders detailreich herausgearbeitet ist, findet ihre Übertragung in den textil anmutenden Faltenwürfen der Fenstergestaltung.