Umbau und Sanierung
der St. Marien Kirche Bad Segeberg
Bauherr Ev.-Luth. Kirchengemeinde Segeberg
gutachterliche Studie und Bearbeitung LPH 1 – 4, 2015 – 2017

Für die St. Marien Kirche zu Segeberg galt es ein umfängliches Umgestaltungs-, Sanierungs-und Restaurierungskonzept zu entwickeln. Gegenstand der Bearbeitung sind dabei im Wesentlichen der Innenraum, dessen Neuordnung und die konservatorische Sicherung der historischen Bestandsoberflächen. Die auf einem romanischen Ursprungsbau gegründete, heute dreischiffige Basilika stellt ein bedeutendes Denkmal in der Norddeutschen Kirchenbaulandschaft dar. Die um 1100 errichtete Feldkirche wurde über die Jahrhunderte hinweg kontinuierlich erweitert und ergänzt. Trotz gotischer und barocker Überformungen und Erweiterungen, ist der frühchristliche Bestand bis heute deutlich ablesbar. Dies ist nicht zuletzt den neuromanischen Um- und Rückbauten aus dem 19. Jahrhundert zu verdanken. Es handelt sich bei der St. Marien Kirche um die älteste dreischiffige Gewölbebasilika der Backsteinromanik Nordelbiens, welche dem Dom zu Lübeck und dem Dom zu Ratzeburg als architektonisches Vorbild diente. Die zeitweise in eine umfassende Klosteranlage eingebundene Kirche, zeigt sich heute nach zahlreichen baulichen Überformungen als freistehender Einzelbau.

Einen besonderen Fokus bei der Bearbeitung bildet der orgelnahe Bereich im Westen der Kirche – Instrument, Empore, Emporen- und Dacherschließung sowie Turm- und Erschließungshalle – ist hinsichtlich seiner historischen Entwicklung und Überformung zu prüfen, eine Neuordnung gemäß des gegenwärtigen Bedarfes und das Einbinden einer neuen Orgel sind Kern der formulierten Aufgabe. Die vorgefundene Empore und Erschließung wird – entsprechend historischer Belege – überarbeitet und auf ihre Ursprungsproportion zurückgeführt. Die Turm- und Erschließungshalle wird wieder auf ihre historische Höhe von ca. von ca. 13,50 m geöffnet. Die Orgel- und Sängerempore sowie der klimatisch notwendige Windfang werden als Stahl-Glas-Konstruktion, eindeutig als zeitgenössische Ergänzung lesbar, in den historischen Bestand eingestellt. Dabei ermöglicht die schwebende Brückenorgel einen akustischen und visuellen Transfer zwischen Turmhalle und Kirchenschiff: Das Instrument vermittelt mit seiner Positionierung zwischen Vorhalle und Kirchraum, danke der Transparenz von Zugangsfassade und Empore sind Turmhalle und Westfenster aus dem Kirchenschiff einzusehen.

Einen zweiten Schwerpunkt bei der Betrachtung bildet die Johanniskapelle, für welche im Rahmen der gutachterlichen Studie ein umfänglicher Vorschlag zur Neuordnung und Resakralisierung erarbeitet wurde. Der um 1450 voraussichtlich als Sakristei oder Refektorium des Klosters errichtete und zwischen nördlichem Querschiff und Chorjoch positionierte Ergänzungsbau wurde ab dem 18. Jahrhundert zunächst als Bestattungsgruft mehrerer Adelsgeschlechter genutzt, bevor im 19. Jahrhundert die eingestellt doppelgeschossige Unterteilung abgebrochen, die Fenster neuromanisch verkleinert und überformt und wurden. Erst 1946 wurde die Gruft geräumt, der Boden abgesenkt, die ursprünglichen Fensterformate wiederhergestellt und der Raum zur Kapelle umgenutzt. Für diese wird nun eine räumliche Neuordnung sowie das Etablieren als zweiter Altar- und Feierortes vorgeschlagen.

Neben dem Stärken der Nebenorte von Turmhalle und Johanniskapelle wird ein übergeordnetes Lichtkonzept, welches gemeinsam mit dem Ingenieurbüro IBB Bamberger, Pfünz, entwickelt wurde, für den gesamten Kirchraum sowie im Hauptschiff eine Stärkung der Vierung mit einer markanten Ausgestaltung des Taufortes vorgeschlagen.

historische Abbildung: Adelige Gruft, 1888, kunstgeschichtliche Bildstelle der Humboldt Universität zu Berlin